«Ich stehe nicht zur Verfügung»
Die Zürcher SVP-Gesundheitsdirektorin kandidiert nicht für den Bundesrat. Sie will Regierungsrätin bleiben und sich auf den kantonalen Wahlkampf konzentrieren.
Natalie Rickli, werden Sie für die Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer ins Rennen steigen?
Ich habe meiner Partei mitgeteilt, dass ich nicht als Kandidatin zur Verfügung stehe.
Warum nicht?
Ich habe entschieden, das Amt als Regierungsrätin nochmals mindestens vier Jahre auszuüben und mich für den Kanton und das kantonale Gesundheitswesen einzusetzen. Ich habe mit meinen Mitarbeitenden zwar schon viel erreicht: das Amt für Gesundheit gegründet; die Kinder- und Jugendpsychiatrie ausgebaut; die Spitalplanung 2023 erarbeitet; eine Präventionsstelle zum Schutz von Kindern vor sexuellen Übergriffen ins Leben gerufen. Aber wir alle wissen: Es gibt im Gesundheitswesen enorme Herausforderungen. Und diese will ich anpacken. Deswegen konzentriere ich mich nun auf den Zürcher Wahlkampf. Es gilt, zusammen mit Ernst Stocker die zwei Sitze für die SVP im Regierungsrat zu verteidigen.
Hat die Partei Sie aktiv um eine Kandidatur für den Bundesrat gebeten?
Ich wurde angefragt, ob ich mir eine Kandidatur vorstellen könnte.
Sie haben es angesprochen: In Zürich läuft der Wahlkampf für den Regierungsrat. Kam Ueli Maurers Rücktritt für Ihre Überlegungen zur Unzeit?
Wir wussten alle, dass Ueli Maurer irgendwann zurücktreten würde. Aber wann genau, war nicht bekannt. Aber ja, für eine Bundesratskandidatur ist der Zeitpunkt im Hinblick auf die bevorstehenden Regierungsratswahlen für mich nicht ideal.
Das Amt als Bundesrätin ist doch reizvoll.
Diese Frage hat sich bisher nie gestellt. Nun habe ich es mir gut überlegt, habe auch viel Zuspruch bekommen, aus der Partei und aus der Bevölkerung. Und zwar für beides: Zürich und Bern. Das hat mich sehr gefreut. Letztlich war es für mich – aus den geschilderten Gründen – klar.
Aber aus Ihrer Sicht müsste der Kanton Zürich im Bundesrat doch eine Stimme haben.
Ja, es wäre wünschenswert, dass Zürich als bevölkerungsreichster Kanton und Wirtschaftsmotor der Schweiz im Bundesrat vertreten ist. Als Kanton haben wir dank Ueli Maurer auch einen sehr guten Kontakt nach Bern. Als Regierungsrätin werde ich mich auf Bundesebene weiterhin einbringen. Aufgrund meiner Zeit im Nationalrat pflege ich immer noch einen regelmässigen und guten Austausch mit Bundes-, National- und Ständeräten.
Wen würden Sie stattdessen aufstellen?
Da verweise ich Sie an die Findungskommission.
«Haben Sie nicht die Nase voll vom Thema Corona?» – «Doch, wie die ganze Bevölkerung auch.»
Auch Ernst Stocker hat abgesagt – allfällige weitere Kandidierende werden kaum so viel politisches Kapital haben wie Sie beide. Hat Ihre Partei ein Nachwuchs- und Personalproblem?
Wir haben sehr viele gute Kandidatinnen und Kandidaten im Nationalrat, im Kantonsrat, in den Städten, in den Gemeinden. Der neue junge Parteipräsident Domenik Ledergerber wird hier einen Schwerpunkt setzen.
Aber jetzt mal Hand aufs Herz: Haben Sie nicht die Nase voll vom Thema Corona?
Doch, wie die ganze Bevölkerung auch. Sehen Sie: Das Ziel muss jetzt sein, dass wir weitestgehend ohne Massnahmen für die Bevölkerung durch den Herbst und Winter kommen. Es kommt momentan zu vielen Ansteckungen. Wir sehen allerdings wenig schwere Verläufe. Meine Direktion ist im Austausch mit allen relevanten Akteuren im Gesundheitswesen.
Wie ist die Lage in den Spitälern und den Altersheimen?
Die Personalsituation in den Spitälern und Heimen ist angespannt. Im Moment entscheiden die Institutionen eigenständig über die Schutzkonzepte. Wir diskutieren derzeit mit ihnen, ob es wieder einheitliche Vorgaben braucht. So oder so lautet mein Appell: Wir setzen auf Eigenverantwortung. Wer krank ist, bleibt zu Hause, beachtet die Hygienemassnahmen und schützt sein Umfeld.
Können Sie sich vorstellen, zu einem späteren Zeitpunkt als Bundesrätin zu kandidieren?
Sollte sich die Frage jemals wieder stellen, werde ich mir das überlegen.